Wer hat das nicht schon einmal erlebt: Sobald man ein Hotelzimmer bucht, beginnt ein dramatischer Countdown. „Nur noch 2 Stunden zum Aktionspreis!“ Am darauffolgenden Tag läuft der Countdown mit dem gleichen Preis erneut. Oder die Gratis-Testphase, die heimlich zu einem Abo wird – mit einem Kündigungsprozess, der einem Hindernislauf gleicht.
Wie der Verbraucherreport 2024 des Verbraucherzentrale Bundesverbands belegt: Fast die Hälfte (49 Prozent) der Befragten hat das Gefühl, im Bereich Internet und Digitalisierung nicht ausreichend geschützt zu sein. Fast jeder Zweite ist betroffen und das überrascht nicht, wenn man die Praktiken vieler Online-Anbieter betrachtet.
Geschäftsmodell Manipulation
Diese Methoden heißen: Dark Patterns. Hier sind Designelemente gemeint, die Nutzer zu Handlungen bewegen, die sie eigentlich nicht wollen. Die falschen Countdowns sind schon angesprochen worden. Es gibt auch versteckte Zusatzkosten: Der beworbene Flug für 29 Euro kostet plötzlich 74 Euro, weil die Gebühren erst im letzten Schritt erscheinen. Oder Buttons, die man absichtlich so platziert hat, dass man leicht „Akzeptieren“ klickt.
Eine dreiste Behauptung: Die vermeintliche Knappheit. „Nur noch 3 Zimmer verfügbar“ in einem Hotel mit 200 Zimmern. Oder vorausgewählte Häkchen für Newsletter und Zusatzleistungen, die man erst mühsam abwählen muss. Das alles geschieht nicht zufällig. Hinter diesem Vorgehen stehen Teams, die präzise analysieren, wie man Menschen psychologisch zum Kauf bewegt.
Der Digital Fairness Act ist auf dem Weg
Im Jahr 2025 wird es eine Änderung geben. Die EU setzt mit dem Digital Fairness Act neue Regeln um, die viele dieser manipulativen Praktiken untersagen. Das wichtigste Element: Die Transparenzpflicht. Dienstleister müssen darlegen, wie ihre Services arbeiten und welche Kosten tatsächlich anfallen.
Das schließt auch Erfolgsraten und Algorithmen mit ein. Dienstleistungen, die mit Gewinnchancen arbeiten, müssen sicherstellen, dass diese nachvollziehbar sind. In einigen Bereichen existieren bereits Beispiele: Etwa der RTP-Wert (Return to Player) wird in der Online-Gaming-Branche genutzt, um offen zu zeigen, welcher Anteil der Einsätze durchschnittlich an Nutzer zurückfließt. Mit Top RTP Werten beweisen Anbieter, wie fair ihr System ist – ein Standard, der auch für andere digitale Dienste von Interesse sein könnte.
Ob Streaming-Plattformen, Fitness-Apps oder andere Abodienste: Je mehr Transparenz Anbieter über ihre Konditionen schaffen, desto besser können Nutzer Entscheidungen treffen. Genau das will die neue Gesetzgebung erreichen. Keine versteckten Kosten mehr, keine irreführenden Preisangaben und keine psychologischen Tricks.
Aspekte, die Nutzer beachten sollten
Bis die neuen Regeln in Kraft sind, bleibt nur die Wachsamkeit. Einige Warnsignale: Künstlicher Zeitdruck ist in der Regel genau das: Er ist nicht echt. Eine Website, die immer wieder Dringlichkeit vermittelt, ist mit Vorsicht zu genießen. Anbieter von Seriosität brauchen solche Druckmittel nicht.
Bei kostenlosen Angeboten ist das Kleingedruckte oft entscheidend. Was geschieht nach der Testphase? Wie schwierig ist es, zu kündigen? Ein Anbieter, bei dem man sich in drei Klicks anmelden kann, die Kündigung aber wie ein Labyrinth aus Unterseiten ist, zeigt eindeutig, dass er unseriöse Methoden anwendet.
Selbst versteckte Voreinstellungen können als verdächtig gelten. Warum sind jetzt drei Newsletter und zwei Zusatzleistungen vorausgewählt? Anbieter von Qualität lassen ihre Kunden bewusst zustimmen, anstatt sie zum Ablehnen zu zwingen.
Ein Blick nach vorn
Die neuen EU-Regelungen kommen spät. Beinahe 50 % der Nutzer empfinden ihre Online-Sicherheit als mangelhaft – dieses Problem betrifft die gesamte digitale Wirtschaft. Ab 2025 wird gegen alle Anbieter, die auf manipulative Methoden setzen, ohne Gnade vorgegangen – und es wird Zeit.
Wie effektiv die Umsetzung letzten Endes sein wird, wird die Zeit zeigen, aber es ist gut, dass ein Grundstein gelegt wurde. Das Internet ist schon lange kein „Neuland“ mehr und es wird höchste Zeit, dass es klare Regeln für den digitalen Raum gibt. Bis zu diesem Zeitpunkt gilt: Seid wachsam bei Online-Käufen. Was verdächtig aussieht, ist es meistens auch.












