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Intro oder Extro? Wer ist der bessere Übermorgengestalter?

Um-die-Ecke-Denker, Über-den-Tellerrand-Schauer, Zukunftsversteher und Übermorgengestalter werden benötigt, damit Fortschritt entsteht. Welcher Persönlichkeitstyp ist dafür am besten geeignet? 

Um in unserer Hochgeschwindigkeitszukunft zu einem Überflieger zu werden, brauchen wir Übermorgengestalter. Superagil, vielseitig interessiert, global geprägt, digital fit und ständig auf der Suche nach neuartigen, guten Ideen, erkennen diese Potenziale blitzschnell, können Marktdifferenzen rasch identifizieren und Lösungen völlig neu kombinieren.

Sie sind Zukunftsversteher. Und Transformationsexperten per se. 

Doch was für ein Persönlichkeitstyp muss man sein, um zu einem Übermorgengestalter zu werden?

Zunächst: Jeder Mensch ist ein Unikat. „Den“ Innovator und Übermorgengestalter gibt es nicht. Allerdings haben Menschen, die gern Bewährtes infrage stellen und Neues erdenken, einige Muster gemeinsam: 

  • Sie sind mutig und gehen Risiken ein, wenn sie es für wichtig halten. 
  • Sie machen sich oft Gedanken, wie man etwas verbessern könnte. 
  • Sie sind in einem konstruktiven Sinn konfliktfähig und fehlertolerant. 
  • Sie sind neugierig, wissensdurstig und jederzeit lernbereit. 
  • Sie sind experimentierfreudig – vor allem, wenn es um Neues geht. 
  • Sie haben öfter unkonventionelle oder ganz und gar neue Ideen. 
  • Sie besitzen Mut, Überzeugungskraft und Durchhaltevermögen. 
  • Sie sind bereit, für ihre Überzeugung Nachteile in Kauf zu nehmen. Sie haben persönliche Werte, die sie leidenschaftlich vertreten. 
  • Sie verändern Dinge auch dann, wenn diese noch laufen oder passen. 

So lässt sich zum Beispiel bereits im Einstellungsgespräch anhand dieser kleinen Checkliste sondieren, ob der oder die Richtige vor euch sitzt. 

Angeboren oder erlernt? Wie entsteht ein Persönlichkeitstyp? 

Wie entsteht ein Persönlichkeitstyp? 

Wie wird man aber zu dem, der man ist? Eine Menge ist angeboren. Manches hat mit Erziehung zu tun, anderes mit dem gesellschaftlichen Umfeld, das einen sozialisiert. Einiges ist kontextgebunden. Natürlich liegt es auch an der Arbeit an uns selbst, was uns als Persönlichkeit ausmacht.

Wir können uns ändern, wenn wir das wollen, zumindest im Rahmen einer Bandbreite und bis zu einem gewissen Punkt. 

„Use it or lose it“, so funktioniert unser Gehirn, was wir immer und immer wieder tun, erzeugt zerebrale „Trampelpfade“, die vorzugsweise begangen werden. So verfestigen sich Denken und Handeln.

Neuronale Verbindungen hingegen, die nicht regelmäßig stimuliert werden, verwildern, das heißt, sie entwickeln sich rasch zurück, was etwa bei Fremdsprachen oder auch im Spitzensport gut zu beobachten ist. 

Unser Denkapparat braucht eine Vielzahl von Wiederholungen, um etwas dauerhaft zu speichern

So rutscht trainiertes Verhalten vom Bewussten ins Unterbewusstsein und wird wie bei einem Autopiloten von selbst abgespult. Damit Abläufe gewandter, schneller und effizienter werden, trainiert man am besten bewusst und gezielt.

Rituale, Routinen und repetitives Üben sorgen dafür, dass man sich fortwährend selbst optimiert. 

Übrigens verändert sich im Laufe des Lebens die Struktur des Gehirns. Dabei wird mit fortschreitendem Alter die Ausschüttung des aktivierenden Botenstoffs Dopamin reduziert, wohingegen die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol steigt.

Dies sorgt für mehr Vorsicht, begünstigt Routinen und mildert jedes Rebellentum. Auch geschlechterspezifische Aspekte sind zu beachten. So tendiert das „männliche“ Testosteron mehr zu Konfrontation und Eroberung, während das „weibliche“ Östrogen eher Fürsorge und Verbundenheit stützt.

Das ist kein Vorurteil, sondern genetisch. 

Sind Übermorgengestalter eher extra- oder introvertiert? 

Sind Übermorgengestalter extra- oder introvertiert?

Wir alle haben in uns Intro- und Extro-Anteile. Die, bei denen diese Anteile in etwa gleich verteilt sind, nennen wir ambivertiert oder Zentros. Meist ist jedoch die eine oder andere Seite stärker ausgeprägt.

Nun glauben viele, dass Extravertierte als Neudenker, Freigeister und Übermorgengestalter besser geeignet sind. Doch das stimmt nicht unbedingt. Sylvia Löhken, die sich als Expertin für die „leisen“ Menschen einen Namen gemacht hat, schreibt mir dazu: 

„Es gibt verschiedene Gründe dafür, warum Introvertierte oft begnadete Freigeister sind. Viele Intros denken und handeln sehr unabhängig von anderen Menschen – nicht, weil sie unsozial sind, sondern weil sie Eigenschaften haben, die sie sehr autonom machen.

Sie sind weniger als Extros auf die direkte Resonanz anderer Menschen angewiesen. Viel wichtiger ist ihnen, sich in einer Umgebung sicher zu fühlen. 

Das ist auch eine Aufforderung an Führungskräfte: Sie müssen dafür sorgen, dass die Intros in ihrem Team sich sicher fühlen, wenn sie Änderungen vorschlagen oder neue Ideen präsentieren. Das geht erstens durch eine faire Kommunikationskultur, die auch eingefordert wird.

Zweitens helfen Rituale, die Sicherheit zu erhöhen: schriftliche Vorschläge zum Beispiel, die den oder die Intro nicht ins Rampenlicht stellen. 

Intros neigen auch mehr als Extros zu sehr substanzreichem Denken. Wahrscheinlich gibt es deshalb so viele introvertierte Nobelpreisträger. Last but not least bleiben Intros meistens beharrlich bei einer Sache, der sie sich verschrieben haben, und das ist fürs Neudenken wichtig.

Gute Ideen brauchen oft Zeit und Geduld, um Früchte zu tragen.“ 

Die wesentlichen Unterschiede zwischen Intros und Extros 

Extros sind stärker nach außen gewandt, sie schätzen neue Erfahrungen und brauchen Aktivität. Sie lassen sich von attraktiven Zielen und dem Reiz des Ungewissen locken.

Optimismus und Unbekümmertheit sind ihre Markenzeichen. Ihr Hirn arbeitet schnell. Sie suchen nach Abwechslung und nehmen das Leben leicht. Ihre Disposition sorgt für Pioniergeist, aber auch für unkalkulierbare Risikobereitschaft – und bisweilen für Chaos. 

Extros sind ungeduldig, oft auch flatterhaft, rastlos und unzuverlässig. Sie haben ein hohes Mitteilungsbedürfnis und hauen ihre bisweilen nicht ganz ausgegorenen Ideen oft einfach so raus.

Solche Lautsprecheraktionen machen sie fragwürdig, nerven ihr Umfeld und lassen dieses manchmal verstummen. Andererseits wirken sie oft charismatisch, was es ihnen leicht macht, eine große Follower-Zahl für sich zu gewinnen. 

Intros sind nach innen gewandt, sie schätzen Ruhe und Berechenbarkeit. Sie lassen sich eine Sache sorgfältig durch den Kopf gehen und spielen die möglichen Varianten ausführlich durch.

Sie sind zuverlässig, beharrlich und gründlich. Doch sie neigen zur Vorsicht und sind zögerlich, machen sich eher Sorgen und werden bisweilen von Zweifeln geplagt. Aus einem Harmoniebedürfnis heraus halten sie leider oft auch lieber den Mund.

So können sie nicht immer zeigen, wie wertvoll sie in Wirklichkeit sind. 

Intros mögen Schritt-für-Schritt-Aufgaben – und leisere Varianten der Anerkennung. Bei aufgesetzten Lobattacken werden sie misstrauisch. Öffentlicher Beifall ist ihnen eher peinlich.

Dosierter Zuspruch ist das Elixier, das gerade stille, zurückhaltende Menschen beseelt, Mut zu fassen und vollen Einsatz zu bringen. So können auch sie dafür sorgen, dass ihr Unternehmen an die Honigtöpfe der Zukunft gelangt. 

Das neue Buch der Autorin – Anne M. Schüller: Bahn frei für Übermorgengestalter 

Übermorgengestalter Buch

Gabal Verlag 2022, 216 S., 24,90 €, ISBN 978-3967390933

Das Buch zeigt 25 rasch umsetzbare Initiativen und weit über 100 Aktionsbeispiele, um zu einem Überflieger der Wirtschaft zu werden.

Kompakt und sehr unterhaltsam veranschaulicht es jedem, der helfen will, eine bessere Zukunft zu gestalten, die maßgeblichen Vorgehensweisen in drei Bereichen: Wie machen wir die Menschen stärker, das Zusammenarbeiten besser und die Innovationskraft im Unternehmen größer. 

Die Autorin – Anne M. Schüller

Die Autorin – Anne M. Schüller

Anne M. Schüller  ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als führende Expertin für das Touchpoint Management und eine kundenfokussierte Unternehmensführung.

Zu diesen Themen hält sie Impulsvorträge auf Tagungen, Fachkongressen und Online-Events.

2015 wurde sie für ihr Lebenswerk in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen. Beim Business-Netzwerk Linkedin wurde sie Top-Voice 2017 und 2018. Von Xing wurde sie zum Spitzenwriter 2018 und zum Top Mind 2020 gekürt.

Ihr Touchpoint Institut bildet zertifizierte Touchpoint Manager und zertifizierte Orbit-Organisationsentwickler aus.

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