Gastartikel von Bärbel Redlich
Beim Survival dreht sich alles um das eine: Überleben unter extremen Bedingungen. Als angesagtes Freizeitvergnügen sind Bushcrafting oder Wildnis-Camps eher spielerischer Natur. Dennoch existieren reale Gefahren, bei denen das Überlebenstraining den Unterschied macht: Überwindest Du die Schwierigkeiten oder bleibst Du auf der Strecke?
Survival-Packliste: Überleben beginnt vor der Haustür
Einen Überlebenskurs der harten Art erlebst Du ganz einfach. Stell Dir nur vor, Du bleibst in einer abgeschiedenen Gegend liegen und es gibt kein Netz. Oder Du gehst nach der Arbeit nicht nach Hause, sondern unvorbereitet in den Wald.
Schlechte Idee? Notsituationen kündigen sich nicht an und niemand führt sie willentlich herbei. Sie brechen buchstäblich über Einzelne oder Gruppen herein, wie bei diesen Ereignissen:
- Schneekatastrophe in Norddeutschland (1978)
- Flut im Ahrtal (2021)
- Einsätze im Bayerischen Wald wegen verletzter, erschöpfter oder verirrter Personen 2022: 193
Fähigkeiten, Wissen und Ressourcen tragen dazu bei, in Notsituationen nicht vollkommen ausgeliefert zu sein. Vorbereitung ist der Schlüssel und entscheidende Techniken erlernst Du in Trainings. Doch mit der Zusammenstellung Deiner Survival-Packliste kannst Du sofort beginnen.
Grundfertigkeiten zum Überleben in der Wildnis
Drei Minuten ohne Sauerstoff, drei Tage ohne Wasser, drei Wochen ohne Nahrung. So lautet die simple Formel der Dreier-Regel. Unter normalen Bedingungen kann jede unverletzte Person so lange überleben. Bei extremen Wetterbedingungen wie Schneefall oder Hitze erleichtern bestimmte Fertigkeiten die Challenge.
Orientierung und Standort kennen
Orientierung und seinen Standort zu kennen ist Voraussetzung, um ein Ziel zu erreichen. Ortskenntnisse sind ein Hauptgewinn, doch es geht auch ohne. Das beweisen viele Verirrte, die gefunden wurden oder aus eigener Kraft zurückfanden in die Zivilisation.
Nützliche Fertigkeiten
Bis dahin muss es Dir bei längeren Aufenthalten gelingen, Feuer zu machen, Wasser zu finden und Nahrung zu beschaffen. Beim Überleben helfen Knoten und Seiltechniken wie in der Seefahrt oder bei der Feuerwehr.
Im Fall eines Tierangriffs verteidigst Du Dich selbst und bei Verletzungen leistest Du Erste Hilfe an Dir oder anderen. Das alles erfordert ein enormes Maß an mentaler Stärke. Doch je mehr Techniken Du im Notfall beherrschst, desto überlegter handelst Du. Du weißt, was zu tun ist, und Du weißt auch wie.
Survival Ausrüstung Liste: Die Tücken der Praxis
Camping ist die ideale Vorbereitung auf ein Überlebensabenteuer. Du darfst lediglich einige Annehmlichkeiten streichen. Bei Survivals erwarten Dich selten Kochgeschirr oder ein kuscheliger Schlafsack und die kürzeste Survival-Packliste besteht aus einem Messer.
Im sogenannten Everyday Carry (EDC), das viele mit sich führen, sind noch ein paar mehr Gegenstände wie Verbandsmaterial, Taschenlampe und ein Ersatz-Handy. Bereits diese minimale Vorbereitung kann in Notfällen ausschlaggebend sein.
Das Unvorhersehbare vorhersehen
Egal, wie gut Du gewappnet bist, es kann immer etwas schiefgehen. Ausrüstungsgegenstände gehen verloren oder zur Neige. Ohne Feuer wird es eine harte Nacht. Entweder beißt die Kälte oder Insekten fallen über Dich her. Feuermachen mit zwei Stöckchen und Reibung sieht nur im Film mühelos aus.
Andere Feuerstarter bestehen aus Materialien, die ähnlich wie der steinzeitliche Feuerstein funktionieren: Durch Schlagen entstehen Funken. Um damit ein Feuer in Gang zu setzen, braucht es leicht entflammbares Material, das sich in der Umgebung findet. Zumindest für den, der sich auskennt. Dennoch klappt es besser mit Übung und dafür hast Du unter Umständen keine Zeit.
Die Dreier-Regel
Die Dreier-Regel besagt, dass Wasser wichtiger ist als Nahrung. Wie Du Wasser findest, gehört zu den Fertigkeiten, die das Überleben nach Ablauf von drei Tagen ermöglichen. Nicht überall plätschert eine saubere Quelle und beim flächendeckenden Stromausfall (Blackout) fließt keines aus dem Hahn.
Doch Du kannst Trinkwasser durch Kondensation gewinnen oder indem Du Wasser von fragwürdiger Herkunft filtrierst und mit Tabletten aufbereitest. Sonst kann es zu schweren Erkrankungen kommen. Auch das will also vorbereitet sein.
Die Wichtigkeit von Pflanzenkunde
Wer längere Zeit in freier Natur überleben muss, benötigt Vorräte. Gehen die zur Neige, ist nur noch essbar, was um Dich herum wächst oder sich fangen lässt. Bei Pilzen ist das Risiko der Verwechslungsgefahr bekannt.
Aber wusstest Du, dass Bärlauch schnell verwechselt wird mit ungenießbaren Maiglöckchen? Falls Dir dieser Fehler unterläuft, drohen Krämpfe, Erbrechen, akute Kreislaufbeschwerden und blutiger Durchfall. Ohne Wissen um die Natur hilft Dir auch hier kein Tool.
Jedem Szenario ein eigenes Survival-Kit
Um Techniken und Tools kennenzulernen, kann es sinnvoll sein, an Überlebenstrainings an fernen Orten teilzunehmen. Ein Urlaub mit dem gewissen Extra ist so auch garantiert. Je nach Gelände oder Region sind andere Ausrüstungen wertvoll. So unterscheiden sich die Bedingungen auf hoher See stark von denen in der Wüste. Deswegen erhebt weder die Survival-Packliste für das EDC noch die für die Bug-out-Bag einen Anspruch auf Vollständigkeit.
EDC – immer am Mann
Das Everyday Carry ist eine Grundausrüstung, um Notlagen von kürzerer Dauer durchzustehen. Als Teil der Liste werden häufig genannt:
- Messer oder Multi-Tool
- Feuerzeug oder Alternativen
- Taschenlampe
- Smartphone
- Schlüsselanhänger
- Erste-Hilfe-Set
Je nach erwarteter Situation helfen Geld und Ausweispapiere sowie ein Kugelschreiber. Wahrscheinlich bist Du damit vor vielen Risiken gefeit und kannst mit den richtigen Skills sogar eine oder zwei Nächte draußen überleben.
Fluchtgepäck oder Bug-out-Bag Liste
Fluchtgepäck ist bedeutend umfangreicher. Es gestattet das Überleben komfortabler und für längere Zeit. So findet sich in den sogenannten Bug-out-Bags unter anderem
- Wasser
- Nahrung
- Pfefferspray gegen wilde Tiere
- Schutzbekleidung gegen Nässe, Wind und Sonne
- Biwaksack
- Zeltplane
- Schnur
- Kompass
- Wasseraufbereitungstabletten
- Medikamente und eine notwendige eine Ersatzbrille
Diese Notausstattung soll sicherstellen, dass Du im Fall einer Flucht an ein sicheres Ziel gelangst.
Survivals als Freizeitsport
Camping ist ein guter Ausgangspunkt, um Survival-Techniken zu vertiefen, bevor Du Dich Risiken aussetzt. Du probierst im geschützten Rahmen aus, wie Du Feuer machst ohne Gaskartusche und Feuerzeug, wie Du Dir einen Schutz baust aus dem, was Du findest oder wie Du an Wasser und Nahrung gelangst.
Schneller lernst Du in Überlebenskursen wie solchen für Knotentechniken, Bau von Fallen oder anderen Spezialgebieten. Überlebenskurse bereichern Dein Repertoire und verschaffen Dir dadurch Deine wichtigste Superpower: Anpassungsfähigkeit.
Wissen schlägt Tools
Die Geschichte von Rüdiger Nehberg
Einer der bemerkenswertesten deutschen Überlebenskünstler war Rüdiger Nehberg. Sei es, dass er den Atlantik auf einem Tretboot überquerte oder 600 Kilometer durch die australische Wildnis wanderte, Nehbergs Aktionen waren spektakulär.
Großes Aufsehen erregte 2003 sein Verschwinden im brasilianischen Urwald. Dort hatte er sich nur mit einer Badehose bekleidet aus einem Hubschrauber in 50 Meter Höhe abgeseilt. Sein einziges Werkzeug: ein Messer. So wollte sich Nehberg durch die grüne Hölle schlagen und zu einer verabredeten Zeit an einem bestimmten Ort eintreffen.
Doch Nehberg kam nicht und galt bereits als verschollen, als er nach 25 Tagen erschöpft, aber unbeschadet aus dem Dickicht des Regenwalds hervorbrach.
Im Angesicht der Lebensgefahr
In Lebensgefahr geriet Sir Vival, wie ihn seine Fans nannten, auf seinen Exkursionen häufiger. In Brasilien war Nehbergs klarer Vorteil, dass der damals fast 70-Jährige auf große Erfahrung und zahllose Techniken zurückgreifen konnte.
Mentale Stärke
Für jede unvorhergesehene Situation kannte er Lösungen und Alternativen dazu. Dieses Wissen sowie die Fähigkeit, sich rasch den Gegebenheiten anzupassen, sind überlebenswichtig. Sich nicht entmutigen zu lassen, resilient zu sein, ist nicht weniger entscheidend.
Mentale Stärke ist ebenso trainierbar wie körperliche Fitness und die verschafft in der Wildnis echte Vorteile. Doch Achtung: Die pure Muskelmasse ist es nicht. Eher im Gegenteil. Muskeln verbrauchen sogar in Ruhe enorme Mengen Energie. Wer trainieren möchte, setzt besser auf Ausdauertraining.
Heute gibts Pasta – Nahrung unterwegs
Auf zahllosen Expeditionen stehen Nudeln ganz oben auf dem Speiseplan. Nudeln liefern Energie, sind leicht im Gepäck, nehmen wenig Platz ein und sind einfach zubereitet.
Das gilt für jede Trockennahrung, die Du sogar selbst herstellst, indem Du Früchte, Gemüse, Fisch oder Fleisch in kleinen Portionen an einem gut belüfteten Ort trocknen lässt. Schneller geht es in einem Dörrautomat oder im Backofen. Die eher niedrigen Temperaturen bewahren die meisten Inhaltsstoffe.
Durch den Entzug von Wasser schrumpft das Gewicht und entzieht Keimen die Lebensgrundlage. Für längere Ausflüge abseits der Zivilisation bedeutet Trockennahrung neben gesicherter Versorgung in erster Linie Gewichtsersparnis.
Lebensmittel haltbar machen
Einlegen, Einkochen und Fermentation verlängern die Haltbarkeit gegenüber unbehandelten Lebensmitteln ebenfalls deutlich. Diese Verfahren reduzieren Keime. Anders als beim Einfrieren benötigen diese Methoden keine weitere Energie. Im Gepäck eine schlechte Wahl, doch als Notvorrat eignen sie sich bestens. Für eine perfekte Lagerung achtest Du darauf, dass die Lebensmittel rotieren, sodass ältere zuerst verzehrt werden.
Kopfüber ins Risiko ist tödlich
In Zeiten, in denen Paradigmen in rascher Folge wechseln, schwindet das Gefühl von Sicherheit. Überlebenstrainings sind irgendwo zwischen Weltuntergangsszenario und Freizeitspaß anzusiedeln. Mancher fühlt sich dabei näher an der Natur.
Er wird zum Helden seines Wochenendes mit abenteuerlichen Herausforderungen abseits des urbanen Alltagstrotts. Das beginnt schon bei einer Übernachtung in der Hängematte unter dem Sternenzelt, wenn nächtliche Geräusche einsetzen.
Andere sehen darin ihre Chance, sich gegenüber einem bedrohlichen Gegner oder Szenario erfolgreich durchzusetzen. Feststeht, dass Überlebenskurse Wissen vermittelt, das nicht nur Leben rettet, sondern auch im Alltag nützlich ist.
Fähigkeiten eineignen
Idealerweise orientierst Du Dich bei der Wahl Deiner Überlebenskurse daran, ob Du etwas Neues lernst. Einmal erworbene Fähigkeiten trainierst Du regelmäßig und in eigener Verantwortung, bis sie perfekt sitzen.
Ein Tool mitzunehmen hilft nichts, wenn Du es nicht auch beherrschst. Doch sogar nach etlichen Trainings wäre es waghalsig, sich kopfüber in ein Abenteuer zu stürzen, denn die Gefahren, die Dir auflauern, sind real – selbst mit exzellenter Vorbereitung. In diesem Sinne: Pass auf Dich auf!
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Autoren Info:
Bärbel Redlich ist seit 2011 Texterin, die sich Texten ebenso leidenschaftlich widmet wie sie sich und andere aktiviert zum Kampf gegen Littering.
Lieblingstextform: sachlich.
Maxime: einfach hanseatisch gut.
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