Gastartikel von Petra Punz
Oldtimer kaufen
Oldtimer kaufen ist immer eine Herausforderung. Egal in welchen Preissegment, kann man, ohne ein paar Punkte zu beachten, Schiffbruch – im finanziellen und dann auch persönlichen – erleiden. Wenn nach und nach Überraschungen zum Vorschein kommen, ist natürlich die große Freude schnell weg.
Auch wenn es bereits Gutachten gibt, ist es nicht immer so einfach, aber erst recht, wenn es noch kein Gutachten gibt.
Probleme der Oldtimer
Abgesehen von Rost, Originallack, nicht verbastelten original Zustand, lückenlose Historie, passende Matching Numbers – übereinstimmende Nummer von Motor und Karosserie, gibt es noch viele Punkte zu beachten.
Oft denkt man beim Kauf nicht an die Problematik, Originalteile zu bekommen.
Einige Firmen, wie z.B. Aston Martin haben dies entdeckt und versuchen den Oldtimer Teilemarkt zu erhalten und bieten nach wie vor Ersatzteile für alte Modelle an.
Viele Hersteller haben nicht (mehr) die Möglichkeit oder sind vielleicht sogar nicht mehr daran interessiert.
Da können Tanksanierungen, weil durchgerostet, fehlende Warnblinklichtschalter oder sogar fehlende Kühlerfiguren zu einem echten Problem werden.
Kostenintensive Autos
Oldtimerkäufe im hohen Preissegment, wenn man nicht selbst ein Profi ist, werden kaum ohne Sachverständigenberatung und Gutachten durchgeführt werden.
Will man mit kleinem Budget beginnen, gibt es dabei natürlich die Möglichkeit von kleinen Tipps und Tricks um grobe Überraschungen zu vermeiden.
Tipps und Tricks für Oldtimer
Lackierung überprüfen
Wurde das Fahrzeug bereits lackiert, hat es einen Unfall gehabt:
Dies kann mit einer Magnetkarte (nicht zu starken Magneten, da man dabei Kratzer in den Lack bringen kann) überprüft werden.
Hält der Magnet rund um das Fahrzeug ist es kaum nachlackiert geworden – vor allem an den Ecken wichtig, ob es einen Unfall gab.
Dies führt dann weiter z.B. im Motorraum kontrollieren, ob der Rahmen nicht nachgeschweißt wurde.
Filzmatten kontrollieren
Weiters in den Fußräumen und im Kofferraum unter den Filzmatten kontrollieren, ob es einen Wassereintritt gibt: oft verstopfen mit der Zeit die Abflüsse und Regenwasser sickert ständig ein, wenn dies der Fall ist, kann schon der Unterboden durchgerostet sein.
Das gleiche gilt auch für die Autotüren am unteren Rand und bei den Waggenheberausnehmungen.
Motorkontrolle
Auch könnte kontrolliert werden, ob der Motor startet, bzw. wenn er schon lange nicht gelaufen ist, man nicht sicher ist, welches Öl und wieviel sich darin befinden, zumindest versuchen ob der Motor dreht oder festgefressen ist.
Da es in so einem Fall meist um größere Summen geht, wenn man ein komplettes Fahrzeug restaurieren möchte, sollten auch die fehlenden bzw. neu benötigen Teile schon beachtet und eingerechnet werden. Wie oben schon angemerkt, wichtig auch, wo und wie man diese Teile überhaupt noch erhält.
Zu voreilig sollte auf keinen Fall entschieden werden.
Ergattern der Oldtimer
Viele dieser Fahrzeuge werden bereits am Onlinemarkt angeboten, als Baustelle die nicht mehr fertig wird – Geld, Zeit, Partnerschaft – sind alles Dinge die dabei einkalkuliert werden sollten.
Natürlich ist so ein Kauf auch eine Möglichkeit, aber hier gilt es zu beachten, wie die bereits gemachten Schritte durchgeführt wurden, ob die ausgebauten Teile noch vorhanden sind, wie gearbeitet wurde bzw. ob richtig gearbeitet wurde oder man sich von weiten denkt: „Was ist das für ein Pfusch“.
Keine voreiligen Entscheidungen
Bei solchen Entscheidungen ist es auch immer gut, sich Zeit zu lassen, alle Möglichkeiten durch zugehen, Fotos vom möglichen Kaufobjekt zu machen und z.B. Freunde / Bekannte mal drüber sehen zu lassen, was sie davon halten – idealerweise von Mechaniker oder auch jene die Bereits diese Schritte hinter sich haben.
Eine Möglichkeit ist es sicher auch, einen Oldtimerclub, Verein ausfindig zu machen und dort die Fotos vorzuzeigen oder mit Personen zu sprechen, die in dem Bereich schon Erfahrung haben.
Gutachten mit Skepsis genießen
Auch wenn ein Fahrzeug, meist im höheren Preissegment schon ein Gutachten mit Zustandsnote hat, muss dies nicht immer ein Indiz sein, dass alles perfekt ist und keine Probleme auf einem zukommen.
Ganz wichtig auch, wenn man nach der Restaurierung entweder ein H-Gutachten machen möchte, oder ein Gutachten betreffend dem aktuellen Wert, dann hier nicht knausrig sein und ein voll umfängliches (langes) Gutachten machen lassen.
In Deutschland z.B. gibt es die Möglichkeit eines kurzen Gutachtens, das einige Seiten umfasst, nicht teuer ist, aber zum Problem werden kann im Falle von? – eines Diebstahles, den in dem Fall ist das Fahrzeug, wie bei einem Unfall, nicht mehr vorhanden und kann nicht mehr geschätzt werden. Gibt es hier nur ein kurzes Gutachten wird es schwierig vom Gutachter zu beweisen, in dem welchen Zustand das Fahrzeug war, und das kann dann natürlich teuer werden.
Was es zu beachten gilt
Immer gut ist es, bei einem so großen Projekt:
- Zeitlassen
- Gut überlegen
- Auch den Partner miteinbeziehen:
schon viele Partnerschaften sind an so einem Projekt zerbrochen! - Ist es finanziell machbar – auf Dauer?
- Ist genug Platz vorhanden?
- Kann man alles, vieles selbst machen – wo und wie braucht man Unterstützung: Kosten?
- Was sagt das Bauchgefühl?
Sind diese Punkte geklärt und auch das passende Objekt ist gefunden, dann Gratulation und viel Spass für eine gemeinsame Zeit, bei der am Schluss das schönste Fahrvergnügen steht, wenn man weiß, dass man selbst das Fahrzeug zum Leben erweckt hat.
Autoren Info:
Petra Punz ist seit 1995 in der Automotive Industrie tätig.
15 Jahre lang in einem Zulieferkonzern und danach selbständig im Bereich Zulieferkonzerne, Materialdatenbank
Seit 2023 startet sie nun ein komplett neues Projekt und widmet sich nur mehr den bestehenden, alten Fahrzeugen die noch Charme haben.
Sei baut eine PS Wissen Datenbank auf und möchte so auch junge Menschen dazu motivieren, sich wieder mehr mit Auto und Oldtimer auseinander zu setzen, beruflich wie privat. Sie ist dabei laufend auf der Suche nach Mentoren bzw. Mechaniker und Schrauber, die das Wissen gerne weitergeben möchten.