Gastartikel von Suzann Scheidegger
Ist Liebe keine universelle Sprache?
Wieso gibt es dann überhaupt fünf Sprachen der Liebe?
Tatsächlich ist das Gefühl von Liebe universell, es äußert sich bei allen Menschen ähnlich und ist doch schwer in Worte zu fassen. Ein Grund dafür ist, dass Menschen unterschiedlich sind und unterschiedliche Bedürfnisse haben.
Während die einen sich geliebt fühlen, wenn ihnen Zärtlichkeit geschenkt wird, brauchen die anderen ein Gefühl der Anerkennung.
Für die einen ist gemeinsame Zeit der größte Liebesbeweis, für die anderen ist es Unterstützung in alltäglichen Dingen, und wieder andere erfreuen sich besonders an kleinen Geschenken zwischendurch.
Jeder Mensch ist anders, fühlt anders, agiert und reagiert anders – das macht Kommunikation so schwierig. Auch in der Liebe.
Falsch Verstehen als Trennungsgrund
Wenn sich zwei Menschen trennen, ist es oft keineswegs die Liebe, die einfach so versiegt ist. Es ist vielmehr Resultat eines zermürbenden Prozesses, bei dem beide sich vom jeweils anderen schlichtweg nicht mehr verstanden fühlen.
„Wir haben uns auseinandergelebt“, heißt es oft. Das kann tatsächlich passieren, wenn sich Persönlichkeiten und Interessen so verändern, dass ein gemeinsamer Weg nicht mehr sinnvoll erscheint.
Es sollte aber nicht passieren, nur weil zwei Menschen sich im wahrsten Sinn des Wortes nicht mehr verstehen. Liebevolle Worte oder Gesten nicht als solche erkannt werden. Oft fehlt es nur am Wissen um die Sprache des anderen, die nicht zwangsläufig auch die eigene sein muss.
Die fünf Sprachen der Liebe
Schauen wir uns die fünf Sprachen der Liebe einmal im Einzelnen an:
Sprache 1: Lob & Anerkennung
Wer sich in dieser Sprache beheimatet fühlt, reagiert insbesondere auf Komplimente, Dankbarkeit, Wertschätzung und Bewunderung positiv.
5 Beispiele in dieser Sprache:
- Ich bin stolz auf dich
- Du siehst richtig gut aus in diesem Kleid
- Keiner macht so eine gute Salatsauce wie du
- Danke, dass du den Babysitter organisiert hast
- Es war so lieb von dir, den Geschirrspüler einzuräumen und anzustellen
Wer auf diese Sprache reagiert, fühlt sich durch ähnliche Sätze wie die beschriebenen geliebt und gesehen.
Sprache 2: Zweisamkeit, Zeit nur für dich
Wer in dieser Sprache kommuniziert, reagiert auf bewusst gemeinsam verbrachter Zeit, intimen Gesprächen, aufrichtigem Interesse und ungeteilter Aufmerksamkeit positiv.
5 Beispiele in dieser Sprache:
- Miteinander statt nebeneinander
- Bewusster Augenkontakt
- Aufmerksames Zuhören
- Gemeinsame Unternehmungen
- „Sag mir, was du denkst und fühlst“
Es geht keineswegs um durchgeplante Action in jeder freien Minute, vielmehr um bewusste Zeit nur für das Paar, regelmäßig und gern.
Sprache 3: Geschenke, die von Herzen kommen
Menschen mit dieser „Muttersprache“ sind glücklich und fühlen sich geliebt, wenn sie mit kleinen Geschenken ohne Anlass zwischendurch erfreut werden. Auch sie selbst zeigen so ihre Liebe. Das gilt im Übrigen für alle fünf Sprachen: So wird gesprochen, und so wird verstanden.
5 Beispiele in dieser Sprache:
- Überraschungen
- Kleine Zettel mit Liebesbotschaften
- Das Lieblingsmenü kochen
- Feldblumen vom Spaziergang mit heimbringen
- Ein Schokoladenkuss auf dem Arbeitsplatz
Was auch immer von Herzen kommt und das Herz des anderen gewiss erfreut, ist sichtbarer Ausdruck tiefer Liebe.
Sprache 4: Hilfsbereitschaft
Menschen, die diese Sprache mögen, sind keine, die große Reden schwingen – Handeln ist hier angesagt. Ich tue etwas für dich und zeige dir damit, wie sehr ich dich liebe. Für Menschen, die sich hier zu Hause fühlen, der ultimative Beweis. Wozu noch Worte?
5 Beispiele in dieser Sprache:
- Der Müll wurde rausgebracht
- Die Steuererklärung liegt zur Unterschrift bereit
- Der Grill wurde entrostet und für den Sommer bereit gemacht
- Das Auto ist gewaschen
- Das schiefe Regal steht endlich gerade
Tatkräftige Unterstützung im Alltag sind hier sichtbarer Liebesbeweis, zumindest wenn sie ohne Aufforderung erledigt werden. Nur auf Worte wird man hier lange warten müssen – Sprache ist manchmal auch still und nicht weniger mächtig.
Sprache 5: Zärtlichkeiten
Was am Anfang jeder Beziehung völlig normal ist, hört bei Menschen, die diese Sprache fließend beherrschen, nie auf. Sie brauchen Berührungen, Hautkontakt, Umarmungen und Sexualität wie die Luft zum Atmen.
5 Beispiele in dieser Sprache:
- Händchen halten beim Spazierengehen
- Häufige Umarmungen
- Küsse, so oft wie möglich und überall
- Streicheleinheiten
- Haut an Haut
Körpersprache ist hier wichtiger als das gesprochene Wort, ein Geschenk, Zeit oder Unterstützung. Ohne Berührung rührt sich bald nichts mehr.
Fünf Sprachen der Liebe: Was ist meine Liebessprache?
Die meisten Menschen fühlen sich in einer oder zwei Sprachen der Liebe heimisch. Welche das sind, kann relativ einfach mit ein bisschen Beobachtungsgabe herausgefunden werden.
Frag dich selbst, in welchen Situationen du dich besonders geliebt gefühlt hast. Was wurde getan oder gesagt? Welche Sprache sprichst du? Welche Sprache spricht dein Seelenmensch? Sind es die gleichen oder unterschiedliche?
Die Liebessprachen konkret
Stellen wir uns einmal vor, du bevorzugst Sprache 1 (Lob) und dein Partner oder deine Partnerin Sprache 5 (Zärtlichkeit).
Was passiert da im täglichen Zusammensein? Du sagst vielleicht im Vorbeigehen „du hast das neue Büro echt toll eingerichtet“ und bist überzeugt, dein Gegenüber müsse vor Stolz platzen und sich unendlich geliebt fühlen.
Tatsächlich wäre es allerdings eher denkbar, dass bei ihm oder ihr die Worte am Ohr vorbeirauschen, weil die bekräftigende Umarmung ausgeblieben ist.
Synchronisierung der fünf Sprachen der Liebe
Paare tun somit gut daran, ihre Sprachen der Liebe zu synchronisieren. Ihre eigene und die des anderen zu kennen und zu nutzen. Um sich besser zu verstehen. Und um das „Liebeskonto“ stets gut gefüllt zu halten.
Je mehr beiderseits auf dieses gemeinschaftliche Konto eingezahlt wird, desto reicher, lebendiger und erfüllter ist die partnerschaftliche Beziehung. Aber nicht nur das.
Frühzeitige Trennung verhindern
Ein gut gefülltes Liebeskonto sorgt auch dafür, dass eine Meinungsverschiedenheit oder ein Streit keine allzu tiefe Wunde hinterlässt. Weil beide wissen: Auch wenn bei uns gerade die Fetzen fliegen – es hat nichts damit zu tun, dass ich dich nicht mehr liebe.
Das ist sehr beruhigend und verhindert eine frühzeitige Trennung. Die manchmal eine Folge ist, wenn das Liebeskonto sich im Nullbereich bewegt. Das muss nicht sein, deswegen sage ich in meiner Eigenschaft als Paarberaterin:
„Was in Liebe begonnen hat, muss nicht in Trennung enden.“
Die fünf Sprachen der Liebe sind auf diesem Weg ein mächtiges Werkzeug. Ich unterstütze euch gern, wenn ihr dazu bereit seid.
Weiterführende Informationen findet ihr auf meiner Website – https://suzann-scheidegger.ch/
– und auch der Bestseller von Gary Chapman über die fünf Sprachen der Liebe sei dir an dieser Stelle als ergänzende Lektüre ans Herz gelegt.
Autoren Info:
Suzann Scheidegger, Dorfstrasse 19, CH – 4612 Wangen b. Olten
www.suzann-scheidegger.ch
Mail: suzann-scheidegger@bluewin.ch, https://www.linkedin.com/in/suzannscheidegger/